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In den neun Jahren Amtszeit von Oberbürgermeister Krogmann wurden leider viele Chancen vertan, um Oldenburgs Infrastruktur an die sich wandelnden Herausforderungen anzupassen. Oldenburgs Partnerstadt Groningen ist attraktiv geblieben, wie NWZ Redakteur Husmann feststellte (13.09.2023). Es gibt wichtige Unterschiede:

In Oldenburg versiegeln wir unsere Stadtfläche weitgehend mit zweieinhalb-geschossigen Einheitsbauten. Die Stadt Groningen hat einen dicht besiedelten Kern und baut schon länger auch in die Höhe, was sowohl den 50.000 Studierenden als auch den Bedürfnissen der älteren Einwohnenden entgegen kommt.
Oldenburg kleckert – Groningen klotzt
Während in Oldenburg ½ Millionen € für die Fahrradstraßenachse Fliegerhorst-Innenstadt schon strittig waren, klotzt Groningen. Dort entsteht auf dem Gelände einer ehemaligen Zuckerfabrik der Stadtteil „Suikerzijde”. Die gut 3 km lange „Suikerzijderoute” wird die 4000 neuen Wohneinheiten mit dem Zentrum verbinden. Für diesen 4 m breiten Radweg, mit einem Fußweg auf beiden Seiten, eine Unterführung der Umgehungsstraße und der Eisenbahn plus Wildtierpassagen investiert Groningen 14,5 Millionen €. Aber nicht nur die Radwege in der Stadt, sondern auch die Radwege in die Stadt Groningen sind viel besser und damit das „Fiets“ eine Alternative zu den dort höheren Parkgebühren. In Oldenburg gibt es leider kaum eine Lobby für Veränderung – dagegen steht ein Oberbürgermeister, der in Sachen Verkehrswende und Nachhaltigkeit auf die Bremse tritt.

© Architekt Dariusz Kwiatek, Gestaltung und Ausführung Gemeinde Groningen
Zentrale Flächen sind zu wertvoll für ein reines Fußballstadion
Groningens Fußballstadion namens „Euroborg“ steht außerhalb des Autobahnrings an einem Sportpark, der einen eigenen Bahnhof hat – so wie dies in Oldenburg an der Ausfahrt 15 der A29 (Holler Landstraße) möglich wäre. Anders als in dem von OB Krogmann vorgeschlagenen Fußballstadion gibt es in der Groninger Mehrzweckarena ein Kino, eine Schule, einen Supermarkt und ein Fitnesscenter. „De Groene hel“ hat doppelt so viele Plätze wie OB Krogmanns Drittligastadion, aber hat auch nicht mehr gekostet.
Warum ist Groningen effizienter?
Groningens Ratsmitglieder werden besser bezahlt als unsere ehrenamtlichen; so können die „Raadsleden“ mehr Zeit aufbringen, sich in Anträge und Vorlagen einzuarbeiten. Einen Teil der Verantwortung, die in Oldenburg von verbeamteten Dezernenten übernommen wird, tragen in Groningen gewählte Mitglieder des Rates, die ein politisches Interesse haben, die Ratsbeschlüsse umzusetzen. Auch das Machtgefälle ist viel kleiner als in Oldenburg, wo der Chef einer Verwaltung mit 3000 Mitarbeitenden über viel mehr Information und bessere Kommunikationsmittel verfügt, als die ehrenamtlichen Mitglieder des Rates.
Oldenburg kann viel von seiner Partnerstadt Groningen lernen – es fehlt allein der Wille. Mit dem Austritt der Ratsfrau Vally Finke verliert die Oldenburger SPD ein Fraktionsmitglied, das sowohl den Willen als auch die intellektuelle Kapazität hat, sich für eine zukunftsfähige, attraktive Stadt einzusetzen.